Endlich wieder Urlaub in Spanien…Strand und Berge…nach anderthalb Jahren Pandemie.
Unser Ziel ist Miami Platja… in ein wunderschönes Apartment direkt am Meer.
Miami Platja liegt in Katalonien, circa anderthalb Stunden südlich von Barcelona an der Costa Dorada (Catalan: Daurada), der goldenen Küste.
Die Küste mit den langen Sandstränden beginnt zwischen Barcelona und Tarragona und geht bis zum Delta des Ebro. Der Strand fällt hier nur leicht zum Meer hin ab, hat besonders feinkörnigen Sand und ist sehr beliebt und ideal für einen Badeurlaub.
Auch das Hinterland bietet einiges. Mit einem Auto ist man sehr schnell in einer bergigen Region mit Erhebungen bis zu 1000 Metern. Kleine ursprüngliche Dörfer, Burgen, Klöster, der Ebro mit dem Delta…alles sehenswerte Ausflugsziele.
Zehn Tage reichen nicht aus, um hier alles zu sehen. Wir machten ein paar schöne Exkursionen und davon will ich berichten.
Oberhalb des idyllischen Dorfes Montroig (roter Berg) liegen die Kapellen „Ermita la Mare de Déu de la Roca“ und „Ermita de Sant Ramón de Penyafort“, die schon seit dem 12. Jahrhundert existieren sollen. Sie sind auf einem erodierenden roten Sandsteinfelsen gebaut, auf einer Höhe von 294 Metern. Der rote Fels ist typisch für die Gegend. Von hier oben hat man einen spektakulären Blick auf den Camp de Tarragona.
Tritt man durch den Eingang, kommt man auf eine große Terrasse, von dort hat man einen großartigen Blick bis zum Meer. Es lohnt sich, die kleine einschiffige Kapelle mit dem Glockenturm zu besichtigen, manchmal muss man den Schlüssel im Restaurant erfragen.Die Kirche ist ein Wallfahrtsort, sie beherbergt die schwarze Madonna, die Jungfrau mit dem Kind. Lauteiner Legende wurde die holzgeschnitzte Heiligenfigur von einem Schäfer am Fuß des Berges La Roca gefunden. Jedes Jahr am 8. September wird hier das Fest der Heiligen Maria gefeiert.
Im Gebäude nebendran gibt es ein Restaurant und einen Herberge mit fünf Doppelzimmern, wo man übernachten und die einmalige Atmosphäre dieses Ortes genießen kann.
Geht man weiter durch einen Torbogen an der Kirche vorbei, kommt man zu Stufen, die in den roten Stein geschlagen sind. Dort steigt man hinauf zur Ermita de Sant Ramón de Penyafort. Ganz oben steht die kleine quaderförmige Kapelle, dort, wo ursprünglich eine Burg war. Sie scheint der Schwerkraft zu widerstehen. Von hier ist der Blick hinüber zum Meer noch atemberaubender, ein unglaublicher Ort.
Die Figur des St. Ramón, die in dem weiß getünchten Gotteshaus steht, soll von Fischern aus dem Ort Cambrils gefunden worden sein. Der weiße Quader der kleinen Kirche ist vom Meer aus sichtbar und dient den Seeleuten zur Orientierung.
Auch der junge Joan Mirówar von dem Ort fasziniert. In dieser Landschaft hat er viele Sommer verbrachte und gemalt. Hier in der Einsiedelei hielt er sich oft auf und er sagte: „Die Einsiedelei der Jungfrau des Felsens hat mich immer sehr beeindruckt. Diese in Essig eingelegte rote Farbe, die der Stadt ihren Namen gab… “(Mont-roig del Camp).
1916 hat er die Kapelle gemalt, in erdigen Farben und im kubistischen Stil.
Anfang des 20. Jahrhunderts, zog die Familie des Künstlers auf einen Bauernhof hier inMont-roig del Camp, auch diesen hat er gemalt, La Masía (der Bauernhof). Es wurde sein erstes großformatiges Bild und eines seiner Hauptwerke, bevor er sich dem Surrealismus zuwandte. Es ist eine realistische Darstellung des Anwesens, gemischt mit abstrakten Motiven. 1925 hat er es an Ernest Hemingway verkauft, der sich dafür Geld geliehen hatte, so unbedingt wollte er das Gemälde besitzen. Heute hängt es in der National Gallery of Art in Washington, D.C., von Hemingways vierter Ehefrau gestiftet.
Seit 2020 kann man den Hof Mas Miróbesuchen, er wurde in ein Museum umgewandelt und zeigt das Leben und Werk des katalanischen Malers und Bildhauers.
Im Süden Kataloniens mündet der Ebro ins Meer. Er ist der zweitlängste Fluss Spaniens, 910 Kilometer lang. Quer über den Nordosten der Iberischen Halbinsel aus Kantabrien kommend, bildete sich hier durch Ablagerung von Sedimenten ein großes Schwemmlandgebiet mit einem Delta.
Nach und nach vor 10 000 bis 100 000 Jahren ist es entstanden und bildet jetzt eine Fläche von 320 Quadratkilometern. Somit ist es das zweitgrößte Feuchtgebiet Spaniens und gleichzeitig eines der schönsten Naturgebiete der Welt mit einer großen Vielfalt von Flora und Fauna. Hier gibt es Sumpf- und Marschland mit Sanddünen und Lagunen aus Süsswasser, die gesäumt sind von Schilf und Röhricht.
Es ist ein hervorragendes Gebiet für den Reisanbau, das größte in Spanien. Man baut den besonderen Rundkornreis „DOP Arròs del Delta de l’Ebre“ an, mit dem die traditionelle Paella zubereitet wird.
Ein weiterer Wirtschaftszweig ist die Salzgewinnung in Salinen. Schon seit dem 14. Jahrhundert wird es gewonnen. Die Salinen „Trinität“ am südlichen Ende des Deltas sind bekannt für besonders herausragendes Salz, das „Flor de sal“, die Salzblüte. Es schmeckt nach Veilchen und riecht nach Meer und ist sehr gefragt.
Der Fischreichtum des Deltas gibt vielen Fischern Arbeit und lockt aber auch viele Freizeit Angler an. Hier fängt man Zander, Barsche, Aale und Welse. Fährt man aufs Meer, hinaus aus den schilfgesäumten Kanälen, so wie es auch einige Angelreisen anbieten, kann man auch Thunfische fangen.
Zu erwähnen ist auch der große Naturpark (Parc Natural del Delta de l’Ebre). Er umfasst etwa 80 Quadratkilometer und wurde 1983 eingerichtet. Man zählte etwa 300 verschiedene Vogelarten, die in den Monaten September und Oktober hier Rast machen und auf den abgeernteten Feldern ihre Nahrung finden. Darunter, neben heimischen Vögeln, auch Zugvögel, die überwintern. Mit etwas Glück kann man sogar Flamingos beobachten.
In den letzten Jahren haben sich zwei neue Arten in diesem Gebiet niedergelassen, die Blaukrabbe und der Louisianakrebs. Sie bedrohen zunehmend das Ökosystem. Letzterer stammt ursprünglich aus dem Süden der Vereinigten Staaten; auch in Berlin ist er mittlerweile heimisch mit Folgen für das ökologische Gleichgewicht.
Auch von anderer Seite ist das Ebrodelta bedroht, es zieht sich immer weiter zurück. Der Klimawandel und auch die Mitte des 20. Jahrhunderts errichteten Stauseen am Ebro lassen zwar Wasser durch, aber kaum Sedimente.
So wird es eine Frage der Zeit, wann diese besondere Landschaft wieder verschwindet, wenn man nicht entgegensteuert.
Ein spanischer Friedhof
Auf der Fahrt zurück nach Miami Platja fuhren wir an einem großen eingemauerten Bereich vorbei. Einsam, mitten in der Weite der Landschaft, lag unerwartet ein Friedhof. Wir hielten an und konnten durch das geöffnete Tor eintreten. Zuerst waren wir sehr erstaunt über die Funktionalität und Sachlichkeit, die hier im Vordergrund steht.
Die spanischen Friedhöfe am südlichen Mittelmeer sehen ganz anders aus als bei uns. Man geht durch lange Wandreihen, in die die Gräber eingelassen sind. Ungefähr einen Meter breit sind die einzelnen Pazellen. Es passen ein oder zwei Särge hinein und wie auch in anderen mediterranen Ländern werden die Leichname einbalsamiert, so dass sie mumifizieren und nach einigen Jahren Platz entsteht für weitere Familienangehörige. Jede andere Art die Toten zu beerdigen, wie Erdbestattungen, würde in diesem Klima mit Feuchtigkeit und Wärme unter Umständen zu Grundwasser Verunreinigungen und Seuchen führen.
Die meisten Grabstätten sind mit Kunstblumen geschmückt, nur bei frischen Bestattungen findet man echte Blumengestecke. An vielen Gräbern sind Fotografien der Verstorbenen angebracht, ebenso Heiligenbilder, Jesusbildnisse und Kreuze. Alles ist sehr sauber und es wirkt ein wenig steril. Obwohl der Friedhof in einer wunderschönen Landschaft liegt, wirkte er auf mich ein wenig trostlos.
Pas de barca de Miravet
Auf dem Weg zum Castell von Miravet fährt man auf der Strasse C-12. Sie folgt dann weiter dem Ebro, der hier gemächlich durch die Landschaft fließt, manchmal durch Schluchten, dann wieder ganz ruhig und breit. Von Zeit zu Zeit überquert man ihn über eine Brücke und fährt auf der anderen Uferseite weiter. Die Strasse führt nach Tortosa und weiter ins Ebrodelta. Hier bei Miravet hat man die einzigartige Gelegenheit, den Strom mit einer Fähre zu überqueren. Schon immer gab es Ortschaften und kleine Dörfer an beiden Ufern. Bevor es hier Brücken gab, waren diese Fähren jahrhundertelang die einzige Möglichkeit überzusetzen und somit sehr wichtig für das tägliche Leben hier am Fluss.
Heute gibt es nur noch eine letzte ihrer Art. Zwei traditionelle Boote, Llaguts, mit Namen Isaac Peral und Monturiol, sind mit einer Plattform verbunden. Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten und bis zu 3 Autos haben gleichzeitig Platz. Die Boote sind an Kabeln befestigt und man nutzt die Strömung und die Kraft des Wassers für den Antrieb. Manchmal, je nach Saison, steht man am Ufer in einer Warteschlange. Es ist interessant zuzuschauen, die Fähre ist eine touristische Attraktion. Im klaren Ebrowasser schwimmen riesige Fische, Karpfen und Welse und man hat einen wundervollen Blick auf die Burg.
Miravet ist ein hübscher kleiner Ort mit einer bewegten Geschichte am Fuß der Burg. Nicht weit entfernt fand hier im Jahr 1938 die letzte große Schlacht am Ebro im spanischen Bürgerkrieg statt.
Das Dorf ist schnell durchlaufen. Einige der mittelalterlichen Häuser sind jetzt unbewohnt und verfallen, um die Plaza am Fluss herum wurde jedoch restauriert. Hier gibt es ein schönes Restaurant, wo man unter Platanen sitzen und wunderbar speisen oder ein Cerveza (Bier) trinken kann.
Das Castell von Miravet
Das Castell von Miravet ist eine der am besten konservierten Templer Burgen in Europa. Sie thront hoch oben über dem Ebro. Von dort hat man einen phantastischen Blick über den Fluss und auf den kleinen Ort Miravet. Vom Dorf führt ein Trampelpfad hinauf zur Festung. Wir sind allerdings mit dem Auto gefahren, ein paar Minuten auf einer kleinen, sehr steil ansteigenden Straße. Oben angekommen steht man vor gewaltigen Mauern, die wie verwachsen mit den Felsen erscheinen. Die Burg wirkt verfallen, die ältesten Spuren sollen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammen, eine Iberersiedlung. Später, im 8. Jahrhundert, lebten hier die Mauren, die aus Al-Andalus im Süden der Iberischen Halbinsel bis zu den Pyrenäen kamen. Um das 12. Jahrhundert herum übergab man das Kastell dem Templerorden und die neuen Besitzer verwandelten sie in eine mächtige Festung, die in vielen Schlachten uneinnehmbar war.
Seit 1994 ist die Burg für die Öffentlichkeit zugänglich, nach aufwendigen Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten.
Die Burg des Ritterordens war zugleich ein Kloster als auch eine Kaserne.
Gleich am Eingang gibt es eine große Stallung, die für Pferde oder auch als Lagerraum genutzt wurde. Geht man weiter durch ein Torhaus, kommt man im Innenhof der Burg auf einen großen Platz, der für Versammlungen und militärische Exerzierübungen diente. Auf der rechte Seite betritt man den Speisesaal, wo die baulichen Veränderungen, die im Laufe der Jahrhunderte vorgenommen wurden, recht anschaulich auf Schautafeln dargestellt sind. Ferner gibt es einen Küchenbereich mit Aufbewahrungsbehältnissen, die in den Stein gehauen sind.
Eine Außentreppe führt zuerst in eine Galerie und dann weiter in eine große Kirche. Von dort aus kann noch weiter hoch klettern. Über eine steile, lange Wendeltreppe kommt man auf eine große Dachterrasse. Diesmal war sie leider gesperrt wegen Corona, zu eng, besonders bei Gegenverkehr. Ich kannte sie von vorherigen Besuchen. Der 360° Blick von dort oben ist sagenhaft!