Glasgow Necropolis

Glasgow Necropolis

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Glasgow ist die Necropolis, auch „Stadt der Toten“ genannt. Circa fünfzigtausend Menschen sind hier begraben. Der große viktorianischer Friedhof liegt oberhalb der St. Mungo Kathedrale auf einem Hügel, auf dem auch zahlreiche sehenswerte Monumente stehen. Durch ein goldenes Tor und über eine Brücke schlängelt sich der Weg hinauf zum Gipfel, von dem man einen fantastischen Blick über die Metropole hat.

Blick auf die St. Mungo Kathedrale

Die Brücke wird auch Seufzerbrücke genannt, Bridge of Sighs, weil die Prozessionen der Trauernden auf dem Weg von der Kathedrale zum Friedhof über sie führte. Das Bauwerk gilt als eine der ältesten Mauerwerkskonstruktionen Glasgows und überspannte ursprünglich den Molindar Burn, einen Nebenfluss des Clyde. An diesem kleinen Bach entstand im 6. Jahrhundert eine Siedlung, die Keimzelle der heutigen Großstadt. Heute fließt das Gewässer unterirdisch, teilweise durch ein Tunnelsystem. Stattdessen verläuft hier seit 1877 die Wishart Street.

Glasgow Necropolis

Das Gelände des heutigen Friedhofs wurde 1650 von der Kaufmannsgilde Merchants House of Glasgow erworben. Zunächst nutzte man es als Ackerland und später, um 1777,  wurde das Areal zu in einen Park umgestaltet. In dieser Zeit errichtete man auch das Denkmal für den schottischen Reformator John Knox. 

Im Jahr 1831 kam der Vorschlag, den Park nach dem Vorbild des Pariser Friedhofs „Père Lachaise“ umzuwandeln. Mit einer wachsenden Bevölkerung in der Stadt und immer weniger Kirchenbesuchen mußte man neue Wege gehen. Eine Gesetzesänderung zur Nutzung der Friedhöfe, der Cemeteries Act vom Jahr 1832, änderte die Bedingungen und es wurde möglich Beisetzungen für Profit auszurichten.

Blick auf Glasgow

Der Glasgower Kaufmannsverein erwarb zusätzliches Land, um als Zugang von der Kathedrale eine Brücke über den Molindar Burn zu errichten.

Auf der anderen Seite der Brücke war ursprünglich geplant, das Gebiet durch einen Tunnel zu erreichen, als einzigen Zugang zu den Gräbern. Man wollte so den Diebstahl von Toten für anatomische Studien verhindern. Das war ein großes Thema Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit dem „Anatomy Act“ von 1832 verschwand das Problem. Mit diesem Gesetz erlaubte die britische Regierung das Sezieren gespendeter Leichen. Das Grabplündern lohnte sich nicht mehr und der Eingang durch die Katakomben wurde überflüssig. Der verzierte Eingang ist erhalten geblieben, heute jedoch verschlossen.

John Knox Monument

Wie viele viktorianischen Friedhöfe wurde auch dieser als Gartenanlage konzipiert. Der Topographie geschuldet, fehlt hier die spätere Rasteranordnung der Gräber. Die Wege kurven entlang der Steigung zum Gipfel, wo viele der größeren Monumente stehen, die sich um das John Knox Monument gruppieren.

Nachdem bereits 1832 die ersten Beisetzungen im jüdischen Teil stattfanden, wurde die Glasgow Necropolis wurde als Gartenfriedhof im April 1833 offiziell eröffnet.

Engel

Heute finden hier fast keine Begräbnisse mehr statt, es ist umso mehr eine touristische Attraktion.

„The Friends of Glasgow Necropolis“ setzen sich für den Erhalt der Nekropole ein, für die Restaurierung der schützenswerten Monumente und Grabmäler.

Über Ihre Website kann man geführte Touren buchen.

https://www.glasgownecropolis.org/

Einige besondere Gräber und Denkmäler

Miller Memorial auf der Nekropole von Glasgow

William Miller (1810-1872)

Kurz hinter der Brücke, auf dem Weg nach oben, trifft man auf das Denkmal für William Miller (1810-1872).

Miller, in Glasgow East-End geboren, litt unter großen gesundheitlichen Problemen. So ließ sich sein Traum Chirurg zu werden nicht erfüllen. Er lernte Tischler und Dreher und schrieb nebenbei Gedichte und Kinderreime, vorwiegend in schottischer Sprache.

Bekannt ist er heute noch durch den Reim „Wee Willie Winkie“, den er 1841 für seinen Sohn schuf. Er erfand damit den schottischen Sandmann, der den Kindern ab den 1840er Jahren bis heute beim Einschlafen hilft. Ein kleiner Junge läuft im Nachthemd durch die Strassen, klopft an die Scheiben und ermahnt die Kinder: „Sind alle Kinder in ihren Betten, es ist nach acht Uhr?“ heißt eine der Zeilen.

Dieses Gedicht wurde in etliche Sprachen übersetzt und machte Miller weltberühmt. 

1871 zog sich der Dichter eine Verletzung am Bein zu, die sich entzündete und die Ursache für seinen frühen Tod war. Miller starb mittellos im Jahr darauf mit nur 62 Jahren und wurde in Tollcross, einem Vorort von Glasgow begraben. Später errichtete man dieses Memorial hier auf der Nekropole für ihn.

Charles Tennant (1768-1838)

Charles Tennent

Ein Grabmal oben auf der Hügelkuppe, das besonders ins Auge sticht, ist der lässig auf einem Stuhl sitzende Charles Tennant (1768-1838). Er entwickelte ein Bleichpulver und revolutionierte durch diese Erfindung die damals so wichtige Webindustrie. Zuvor bleichte man die Baumwolle, die aus der Karibik importiert wurde, mit abgestandenem Urin, saurer Milch, Schwefelsäure oder Kalk. Diese Methoden waren langwierig und schädlich, die Stoffe musste man monatelang auf sogenannten Bleichfeldern der Sonne aussetzen. Tennant errichtete mit seiner Idee eine Dynastie. Sein Chemieunternehmen wuchs in den Jahren 1830 -1840 zum größten Industriewerk der Welt.

Walter Macfarlane (1817 - 1885)

Grabmal von Walter Macfarlane

Walter Macfarlane (1817 – 1885) war ein wichtiger Industrieller und Politiker der Stadt Glasgow im 19. Jahrhundert.

Er war Haupteigentümer der „Sarazenischen Gießerei“, genannt nach der Strasse, Saracen Lane, in der sie 1850 gegründet würde. 

Schnell entwickelten sich die Gusseisenprodukte weg von einfachen Sanitärteilen hin zu aufwendigen Zierdesigns für eine weltweite Kundschaft. Darunter sind Laternenpfähle, Trinkbrunnen, Tore und sogar Urinale. Einige Arbeiten kann man auch heute noch in Glasgow bewundern, wie der Sarazen Fountain im Alexandra Park und der Kibble Palace in den Botanischen Garten, um nur zwei zu nennen.

 

Kibble Pallace im Botanischen Garten Glasgow

Später zog man in ein neues Areal, die Gießerei wurde gigantisch, ca. 14 Hektar mit Ausstellungsräumen und eigener Eisenbahnanbindung. Etwa 1200 Menschen waren beschäftigt, Macfarlane wurde der größte schottische Eisengießer. Darüber hinaus engagierte er sich in der Politik und war bis zu seinem Tod Stadtrat.

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